Hochtouren auf der Zufallhütte
Nachdem ich (Claudia) den Februar und März mit gebrochenem Knöchel zu Hause verbracht hatte, freute ich mich schon sehr auf unseren Schitouren-Urlaub auf der Zufallhütte in Südtirol.
Mein Physiotherapeut machte mir bewusst, dass ich vor allem auf mein Knie aufpassen sollte - da ich ja nach 7 Wochen Ruhigstellung völlig untrainiert war. Ich nutzte daher die Wochen vor unserem Urlaub für Training am Hometrainer und ein paar kurzen (Pisten-) Schitouren.
Am Samstag vor der Osterwoche war es dann soweit. Am Weg ins wunderschöne Martelltal standen die Apfelbäume in voller Blüte. Von Schnee war hier nichts zu sehen - erst als wir in die Nähe der höheren Berge kamen, die wunderbar weiß herunterleuchteten.
Wir trafen uns mit unseren Freunden Elfriede und Hans aus Kärnten in einem kleinen Lokal in Latsch, wo wir den Sonnenschein und guten italienischen Kaffee genossen. Schon bald zog es uns weiter ins Tal hinein, Serpentinen hinauf, am Stausee vorbei bis zum Parkplatz der Zufallhütte. Hier war doch tatsächlich noch gut ein halber Meter Schnee!
Wir luden unser Duffelbag und auch die Rucksäcke (schließlich musste ich mich ja schonen ;-) auf die Gondel der Materialseilbahn und funkten Uli, den Hüttenbesitzer, an. Schön war es, den vertrauten Südtiroler Akzent am Funkgerät zu hören. Nun ging es gemütlich mit den Schiern die 200 hm zur Hütte hinauf, die auf 2264 hm liegt. Wir wurden vom Zufallhütten-Team herzlichst empfangen und bei italienischem Rotwein genossen wir die Sonne und den wunderbaren Ausblick auf der Terrasse der Hütte.
Am Sonntag schneite es wie vorhergesagt. Es bot sich ein kleiner Ausflug auf die 360 hm höher gelegene Martellerhütte an. Gut eingepackt in der Goretex-Jacke machten wir uns auf den Weg durch den dichten Schneefall. Es war wie im Wintermärchen. Die Abfahrt war trotz schlechter Sicht wunderbar durch den "Champagner-Powder" wie ihn Gottfried nannte.
Die nächsten Tage waren dann traumhaft schön! Teils genossen wir den ganzen Tag die Frühjahrssonne, manchmal zog es gegen Nachmittag zu. Wir entschieden uns für diese Tourenwoche für die "kürzeren" Touren, die zwischen 4 und 7 Stunden lang waren. Und wir hatten einen Riecher für die passende Reihenfolge:
Die zweite Tour führte uns auf die Madritschspitze (3265hm) mit ihrem Südhang, auf dem der Schnee durch die kalten Temperaturen in dieser Höhe am Tag nach dem Schneefall noch pulvrig war. Auf der Abfahrt im Sonnenschein sahen wir hinüber auf die Cima Marmotta (Köllkuppe), die bereits in Wolken lag. Dieser Berg sollte unser Ziel am nächsten Tag sein.
Am Aufstieg zur Cima Marmotta (3330hm) leisteten wir 2 Mal Hilfe nach einem Sturz - bei einem Sturz einer Tourengeherin im hüfthohen Tiefschnee packte wir sogar unsere Sonden aus, um auf Schi-Suche zu gehen. Elfriede fand daraufhin das Motto dieses Tages: "Rescue-Tour". Trotz des dadurch längeren Aufstiegs hatten wir Glück und durften bei Sonnenschein die traumhaften nördlich ausgerichteten Hänge im teilweise unverspurten Pulverschnee abfahren.
Unseren darauffolgenden Pause-Tag saßen wir auf Liegestühlen in der Sonne. Gottfried hatte sich auf den beiden Touren mit seinen neuen Schischuhen tiefe Blasen zugezogen und wurde von Uli mit einem Hausrezept versorgt: ein Kübel warmes Laugenwasser, in welchem er seine Füße badete. Gepaart mit unserem "Hausrezept", Käseplatte und gutem italienischem Rotwein, hielten wir es den ganzen Tag vor der Hütte aus.
Eine weitere tolle Tour von der Zufallhütte aus ist eine Tourenrunde: Aufstieg auf die Suldenspitze (3376 hm) über den Langenferner, Abfahrt über den Nordhang ins Schigebiet von Sulden mit - dreimal dürft ihr raten - noch immer Pulverschnee J, im Schigebiet Auffahrt mit der Gondel und 2 Sesselliften zum Madritschjoch und von dort Abfahrt zur Zufallhütte. An diesem Tag zog es gegen Mittag zu. Auf der Nordabfahrt hatten wir dennoch gute Sicht, bei der Abfahrt vom Madritschjoch zur Hütte mussten wir jedoch in teils sulzigem Schnee im "Whiteout" (sehr schlechte Sicht in leichtem Nebel) talwärts suchen. In Hüttennähe klarte es dann doch wieder etwas auf und auch die letzten Höhenmeter durften wir in wunderschönem Firn abfahren. Wieder mal ein unglaublich toller Tag!
Abends freuten wir uns dann schon auf Freunde aus Rosenheim, die wir letztes Jahr hier kennenlernten und die auch wieder ein paar Tage hier verbringen wollten. Der Abend mit ihnen war unglaublich lustig und unterhaltsam. Mit dem hier üblichen sehr guten 4-Gang-Menü, Rotwein und ein paar Verdauungs-Schnapserln verging der Abend viel zu schnell.
Unsere letzte Tour führte uns dann gemeinsam mit unseren Freunden auf die östliche Veneziaspitze (3356 hm). Wir wählten den Aufstieg über die Hängebrücke, bei dem man einen wunderbaren Ausblick in das gesamte Tal hinein bis zur Zufallspitze und den Cevedale hat - und auch auf das wunderschöne Dreigestirn: die Königsspitze, den Zebru und den Ortler. Auch hier gab es noch Pulver auf den oberen Hängen und nach ein paar eher schwer zu fahrenden Stücken auch noch schönen Firn ins Tal. An diesem Tag waren wir besonders stolz auf die beiden Ladies aus Rosenheim, die erst seit 1 bzw. 2 Jahren Schitouren gingen und es war auch für beide ihr bisher höchster Gipfel!
Wir blickten auf eine wunderbare Woche zurück. Nach einer innigen Verabschiedung von unseren Freunden und dem Team der Zufallhütte tourten wir noch einen Tag durch den Vintschgau. Wir besuchten eines der Messner Mountain Museums und fanden einen tollen Übernachtungsplatz in der Nähe von Bruneck mit Blick auf die Dolomiten.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Uli und seinem unglaublich gut eingespielten Team der Zufallhütte: vielen Dank für eine Woche mit Traumtouren und kulinarischen Köstlichkeiten!