Volcán Villarrica

29.01.2025

Registrierung mit Hindernissen

Am Nachmittag übersiedelten wir in Richtung Volcán Villarrica. Wir fuhren an den Städten Villarrica und Pucón vorbei direkt ins dortige Skigebiet.

Für den Aufstieg muss man sich einer Tour anschließen oder bei den Park Rangern seine Befähigung (Mitgliedschaft bei einem alpinen Verein) und auch das notwendige Equipment nachweisen. Im Conaf Büro beim Parkeingang wollten wir dies erledigen. Laut Homepage geöffnet bis 17 Uhr, standen wir um 16:40 Uhr vor geschlossenen Türen. Hier gehen die Uhren offensichtlich ein wenig anders.

Die Qual der Wahl

Wir fuhren die Straße hoch bis zum obersten Parkplatz auf gut 1.200 hm. Hier tummelten sich viele geführte Gruppen, die von der Vulkanbesteigung zurückkamen. Gottfried sprach einen Guide an, der uns in perfektem Englisch Auskunft über die Besteigung gab.

Es gab zwei Möglichkeiten:

Variante 1: Wir schließen uns der geführten Tour an, dann kostet es inklusive Equipment und Sesselliftauffahrt 145€. Dass wir bis auf Gasmaske und Plastik-Bob zum Runterrutschen alles selbst dabei hatten änderte nichts am Preis. Dann könnten wir jedoch oben am Parkplatz übernachten und werden für den nächsten Tag auf seine Liste geschrieben.

Variante 2: Wir fahren wieder die 5 km Rumpelpiste runter, schlafen unten am Parkplatz und begeben uns um 7 Uhr zum Conaf Büro für den Nachweis und die Anmeldung für die Besteigung. Dann die Rumpelpiste wieder rauf, circa 7:30 Uhr Ticket für die zwei Lifte kaufen und los geht's. Das Ganze um 24 €.

Wir entschieden uns für die Variante 2. Nicht nur wegen des Geldes – auch damit wir unabhängig vom Tempo anderer sind. 

Stellplatz mit Aussicht

Der Stellplatz am riesigen Parkplatz des mirador Villarrica war genial. Wir standen in der Sonne auf dem fast leeren Parkplatz und genossen den Ausblick auf den Vulkan bei einem großen Teller Pasta.

Die Nacht war klar und ohne Mond, daher hatte Claudia endlich die Möglichkeit, Fotos vom Kreuz des Südens zu machen.

Registrierung 2.0

Um 6:00 Uhr standen wir auf und frühstückten. Dann fuhren wir den kurzen Weg zur Ranger Station, wo alle Fahrzeuge kontrolliert wurden. Der Ranger schaute nicht schlecht, als wir von oben kamen.

Die Alpenvereinsmitgliedschaft für die Qualifikation wurde gecheckt sowie unser Bergequipment. Das Hightech-Material gefiel ihm sichtlich! Dann kam die Frage nach der Gasmaske - ?! - Negativ.

Er schickte uns zum Sportgeschäft einmal über die Straße, um eine zu mieten. Dort sahen wir dann auch die Plastik-Bobs und der Verkäufer gab uns dazu noch einen Hosenbodenschutz. Das alles um 28 € für uns beide. Und die Liftkarten konnten wir dort auch gleich vergünstigt kaufen.

Nun zurück zum Ranger, eintragen in eine Liste, unterschreiben eines einseitigen Formulars in Spanisch – wir nahmen an, eine Art Haftungsausschluss – und die Frage, ob wir unsere Rückkehr bekannt geben müssen, wenn alles so genau ist. 

Nein, das interessiert keinen. ;-)

Nun die Rumpelpiste - es sind 7 km - hoch bis zum Parkplatz wo schon viele Autos und Kleinbusse standen. Vor dem Ticketschalter warteten schon zahlreiche Leute - hier tut sich was!

Rein in unsere Schuhe, welche für 5.000er und 6.000er ausgelegt sind. Aufgrund der Platzverhältnisse unserer Baghira konnten wir nicht so viel mitnehmen. Daher packten wir für Steigeisen-Touren nur diese Schuhe ein, da wir nächsten Sommer in Peru nochmals auf die hohen Berge wollen. Aufsehen erregten wir damit schon ;-)

Gut Ding braucht Weile

Beim "Highspeed Lift" aus den 70er Jahren standen circa 50 Bergsteiger in der Warteschlange, die nur langsam kleiner wurde. Als wir endlich an der Reihe waren, fuhren wir gemächlich hinauf. Einmal umsteigen und dann waren wir auf gut 1.600 Meter Höhe.

Wir folgten den Karawanen über den Weg im Lava Sand bergauf. Grundsätzlich gehen hier fast alle mit geführten Touren und die Guides schlugen zu Beginn ein hohes Tempo an. Wir konnten es in der Schlange gerade so mithalten. Nach gut 100 hm waren die ersten Climber schon gefühlt am Ende und mussten ausscheren. Nach knapp einer halben Stunde wurde schon die erste Rast eingelegt.

Eine Frage der Strategie

Die Strategie der Guides war offensichtlich schnell gehen und viele Pausen. Unsere Strategie ist ein Tempo, welches wir über Stunden gehen können und Stundenpausen für trinken und eventuell eine Kleinigkeit essen.

Mit dieser Taktik hatten wir bis zum Gipfel so ziemlich alle überholt.

Gipfelkuss mal anders

Auf circa 1.900 hm legten wir die Steigeisen an und stiegen die Serpentinen im Schnee bis auf 2.700 hm hinauf. Hier ließen wir einen Rucksack und schweres Equipment zurück. Die restlichen 100 Höhenmeter führten über Lavageröll zum Kraterrand, sprich zum Gipfel.

Nach 3:55 Stunden waren wir am Ziel. Um den Krater kann man nicht herumgehen. Ein Guide, der mit seiner Gruppe bereits oben war, erklärte uns, dass es "totes Lavagestein" ist und die Gefahr besteht, dass es einbricht.

Das Innere des Vulkans raucht ganz schön, weshalb wir auch die Gasmasken aufsetzten. Der Gipfelkuss war dann etwas ganz Besonderes ;-)

Vom Gipfel hat man einen schönen Blick auf die umliegenden Vulkane. Diesmal sahen wir auch den Höchsten davon: den Volcán Lanin. Zudem sieht man den Lago Villarrica mit den Städten Pucón und Villarrica.

Auf das Tempo kommt es an

Am Abstieg zum Rucksackdepot wurden wir von zwei Guides, welche vor uns weggegangen waren und noch immer im Aufstieg waren, angesprochen. Woher wir kommen - Austria, eh klar - "good pace"! :-)

Speedig ins Tal

Für den Abstieg haben sich die Chilenen etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Im Schnee befinden sich Bobbahnen, über die man mit den Plastik-Bobs hinunter rodeln kann. Diese Rinnen werden von den Guides angelegt und werden immer tiefer, je mehr Personen runterrutschen.

Während wir unseren Hosenbodenschutz anzogen, wurden wir abermals von einem Guide angesprochen. Dieser konnte sogar Deutsch! Er hatte vor 20 Jahren Teile seiner Bergführerausbildung in Tirol gemacht. Er erklärte uns, worauf wir beim Hinunterrodeln achten sollen und wie wir mit dem Pickel bremsen müssen.

Die Guides hier waren alle extrem nett und informierten uns sogar, ohne gefragt zu werden – obwohl wir zu keiner Gruppe gehörten. Wir kennen das aus den Alpen leider auch ganz anders.

Dann ging es los: 800 Höhenmeter am "Arsch" den Berg runter – voll genial! Ab und zu gab es kurze Querungen zum nächsten Schneefeld und so ging es von einer Bahn zur nächsten – manchmal langsamer und kurvig, manchmal speedig. So etwas kannten wir nicht und so viel Spaß hatten wir schon lange nicht mehr auf dem Weg nach unten.

Nass bis auf die Unterhose - die Regenhosen hatten wir leider nicht angezogen – legten wir die letzten 300 hm im Lava Sand teils laufend zurück. Dann zweimal den Lift nach unten und wir waren wieder beim Auto. Umziehen und ab nach Pucón, wo wir uns mit einer "kleinen Fleischplatte" stärkten.

Ein geniales Bergerlebnis!

Summiteers Reiseinspiration

Das Thema Tempo ist am Berg ein wesentlicher Erfolgsfaktor.

Das Tempo ist dann passend, wenn man stetig bergauf geht und dies über viele Stunden beibehalten kann. Die Pausen müssen dann nicht lange sein. Es reichen meist 5-10 Minuten für trinken und essen.

Geht man über seinem Tempo kann es sein, dass man - vor allem wenn die Luft in großer Höhe dünner wird - extrem langsam wird oder sogar umdrehen muss. Ein Anzeichen davon ist das typische "Stop & Go" mancher Bergsteiger. Sie gehen ein Stück, dann bleiben sie stehen, um zu Atem zu kommen, und gehen dann wieder in zu schnellem Tempo weiter.

Das eigene Tempo zu finden, zu kennen und beizubehalten ist eine große Herausforderung und erfolgsentscheidend.

Auch in unserem Alltag können wir das beobachten. Wir legen unterschiedliche Tempi an den Tag und es ist immer wieder eine Herausforderung, sich von anderen nicht "stressen" zu lassen, wenn es mal "zu schnell" ist.