Patagonien - Torres del Paine Nationalpark

Ruta Fin del Mundo in Chile
Am Weg nach Puerto Natales fanden wir einen netten Stellplatz am Rio Rubens. Die Sonne lachte vom Himmel, und wir konnten unsere Bettwäsche durchlüften, während wir den Nachmittag gemütlich im Freien genossen. Da am Christtag in Punta Arenas wirklich alles geschlossen hatte, gab es diesmal Pasta mit Thunfisch – unser "Notreserve-Essen".
Shopping in Puerto Natales
In Puerto Natales füllten wir am nächsten Tag unsere Vorräte wieder auf. Die Auswahl hier im Supermarkt ist um einiges größer als in Argentinien und die Preise dafür sind teils deutlich geringer! So haben auch wieder viel Gemüse und Obst, nebenbei ein Rindslungenbraten und ein paar Flaschen Rotwein – und was man halt sonst noch so braucht – den Weg über den Einkaufswagen in unsere Baghira gefunden.
Grundsätzlich war ja gutes Wetter angesagt mit wenig Wind. Die Schaumkronen am Meer waren wohl anderer Meinung! ;-)
Las Cuevas del Milodón - Die Höhlen des Riesenfaultiers
Am Weg von Puerto Natales in den Nationalpark Torres del Paine liegen die Cuevas del Milodón. Das Riesenfaultier ist uns bereits an der Einfahrt nach Puerto Natales aufgefallen. Wir hatten es allerdings mit einem Bären verwechselt. :-)
Es handelt sich hier um natürliche Höhlen, die vor ca. 14.500 Jahren beim Rückgang des Eises und aufgrund des Windes entstanden sind. Es gibt drei zugängliche Höhlen. Die größte ist die des Riesenfaultiers – des Milodóns. Und natürlich mussten wir dem Vorfahren von Sid (Ice Age) einen Besuch abstatten!
Spannendes Bushcamp am Lago Grey
Nun ging es in den Nationalpark. Die Tickets hatten wir bereits im Vorfeld brav über das Internet gebucht. Für die erste Nacht hatten wir einen Stellplatz am Lago Grey gewählt – das Bushcamp, das kostenfrei zur Verfügung gestellt wird.
Es stellte sich als normaler, mit vielen Fahrzeugen gefüllter Parkplatz heraus – im ersten Moment nicht sehr einladend, zudem auch der Wind sehr heftig blies und es immer wieder zwischendurch regnete.
Lagebesprechung: Wind wird es überall geben, den fallweisen Regen auch. Daher: Baghira "gscheit" ausrichten, Außenhaut drauf, und wir sind wetterfest. Jetzt noch einheizen und alles gut.
Bei einem Kochbier zauberte Gottfried dann noch ein grandioses Boeuf Stroganoff. Dazu Reis und Salat und ein Glaserl Vino Tinto. Im Anschluss ein Espresso aus der Bialetti – das Leben kann doch so einfach sein!
Die Autos wurden auch immer weniger, und wir hatten eine windige, aber sonst ruhige Nacht.
Wunderbarer Ausblick am Mirador Cerro Ferrier
Am nächsten Tag machten wir eine Wanderung auf den Cerro Ferrier, die gleich vom Parkplatz wegging. Nach 650 hm erreichten wir den Gipfel. Der Wind pfiff uns um die Ohren, und der Ausblick war grandios. In der Ferne sahen wir den Grey-Gletscher und am Lago Grey die abgekalbten Eisberge.
Gleich daneben der Blick ins "Herz" des Nationalparks mit den Torres del Paine. Am Weg überall wunderschön blühende Sträucher – eine traumhafte Tour!
Der lange Weg zu den Torres del Paine
Die Straßen im Park sind die bis dato schlechtesten, die wir bisher gefahren sind. So war auch "der Ritt" zum Torres-del-Paine Base-Camp, über Wellblechpisten ratternd und mühsam.
Wir hatten bereits mitbekommen, dass es das Bushcamp für Motorhomes nicht mehr gibt und hofften, am Campingplatz unterzukommen.
Vor Ort angekommen erfuhren wir, dass der Campingplatz nur für Zelte gedacht ist und es für Autocaravanas hier überhaupt keinen Platz mehr gibt. Wir fragten den Ranger, wo wir übernachten könnten. Das Campen am Parkplatz ist verboten – jedoch außerhalb des abgezäunten Geländes wäre es ihm egal – so hatten wir es zumindest verstanden. 30 km retour über die Wellblechpiste zum nächsten Campingplatz war für uns ohnehin keine Option - also stellten wir uns direkt hinter den Zaun neben die Straße, auf der auch viele PKW parkten. Eigentlich ein genialer Platz mit Blick auf die Torres.
Um 21:30 ging´s ins Bett. Es war zwar noch hell, aber der Wecker war für 0:30 gestellt. Wir wollten zu den Torres wandern und sie bei Sonnenaufgang bewundern.
Sunrise bei den Torres del Paine
Der Wecker läutete pünktlich um 0:30 Uhr: Müsli zum Frühstück und um 1:20 Abmarsch im Schein der Stirnlampen. Laut App sollte die Sonne beim Mirador (Aussichtspunkt) um 5:38 aufgehen. Gut vier Stunden für 10 Kilometer und 1000 hm – das sollte sich ausgehen.
Die Rucksäcke waren zu Trainingszwecken 8,5 bzw. 10 kg schwer. Unter anderem bepackt mit Stativ und Fotoapparat, damit wir das Bergpanorama auch entsprechend festhalten konnten.
Gemeinsam mit einigen weiteren Sonnenanbetern starteten wir zuerst flach, dann leicht ansteigend in den Talkessel hinein. Nach zwei Stunden erreichten wir das Camp Chileno, von dem aus sich weitere Wanderer zu uns gesellten. Nach dem Camp ging es noch leicht ansteigend durch den Wald, bis es immer steiler über einen steinigen Weg bergauf ging. Durch das Tal zurück sahen wir bereits die Morgenröte, und es wurde hell. Ob sich das ausgeht?
Es fehlten nicht mehr viele Höhenmeter, und der Weg ging nochmal nach unten um einen Felshügel herum – bis wir endlich nach dem finalen Anstieg den See und dahinter die Torres del Paine sehen.
Wir hatten so ein Glück! Windstill und fast wolkenloser Himmel – ein geniales Schauspiel der Natur. Mit uns haben noch knapp 100 Menschen aus aller Herren Länder diese Naturschönheit bestaunt. Dieser Sonnenaufgang an diesem Ort war für uns Bergmenschen schon etwas ganz Besonderes.
Nach einer langen Zeit des Staunens machten wir uns auf den Abstieg. Es war ein langer! Als wir schon weiter unten waren, es war ja erst Vormittag, kamen uns Karawanen an Menschen entgegen. Bei so einem Traumtag in Patagonien auch verständlich.
Nach 7:40 Stunden Gehzeit, 21,2 km verteilt auf 1172 hm, waren wir wieder beim Auto. Wieder mal eine "gscheite Tour" für uns. Nach einem Ankommensdrink verließen wir den Volksrummel und fuhren weiter zur Laguna Azul, wo ein Campingplatz mit heißer Dusche auf uns wartete.
Cascada del Paine und Laguna Azul
Am Weg zur Laguna Azul bestaunten wir noch den Wasserfall am Rio Paine, der sich netterweise neben der Straße befindet – denn lange gehen wollten wir heute nicht mehr.
Die Laguna Azul mit ihrem strahlend blauen Wasser hätte zum Schwimmen eingeladen! Leider ist das verboten, da sie im Nationalpark liegt – echt schade.
Der Campingplatz ist nett hergerichtet. Ein paar fix aufgestellte Zelte, ein kleines Restaurant, ein Wäldchen und ein kleiner Hügel, der als Windschutz dient – und ein genialer Blick auf die Torres!
Hier war ein "Relax- und Waschtag" angesagt. Von einer Einheimischen konnte ich mir abschauen, wie man die Wäsche händisch richtig wäscht. :-)
Bei einem Abendspaziergang am See zog es langsam zu, und die Torres versteckten sich hinter den Wolken. Wir hatten wirklich Glück mit dem Wetter und sagen DANKE für wunderbare Eindrücke!
Massage und Dusche für Baghira
Da bei unserer Baghira vorne beim Reifen oder an der Achse beim Einparken am Camp etwas geklackert hat, fuhren wir nochmal retour nach Puerto Natales – vorbei an wunderschönen Wiesen mit Margariten und Lupinen – in eine Werkstatt, um es kontrollieren zu lassen.
Nach einer Erklärung in unserem holprigen Spanisch mit Hilfe des Übersetzers sah sich einer der Werkstattmitarbeiter bereitwillig das Problem an: Er holte einen Wagenheber, hob zuerst die eine, dann die andere Seite an und kontrollierte die Räder. Nach ein bisschen Wackeln und Klopfen ("Massage") meinte er, es sei alles in Ordnung.
Nachdem wir das Klackern auch nicht reproduzieren konnten, war das dann für uns OK, und wir waren beruhigt. Cuánto cuesta? Was kostet es? Sie wollten tatsächlich nichts dafür haben. Das ist mal ein Service! Mit einem propina – Trinkgeld – verabschiedeten wir uns und gönnten unserer Baghira noch eine Wäsche.
Scheinbar wollte unsere Lady nur Aufmerksamkeit heischen – und mal eine Massage und Dusche haben nach den vielen Pistenkilometern! ;-)
Summiteers Reiseinspiration
Die Bergwelt hier ist einfach schön! Aber: schöne Berge haben wir bei uns zu Hause auch!
Weshalb zieht es uns dann in die Ferne? Sicherlich das für uns Unbekannte entdecken. Hier in Südamerika ist es auch die großzügige Landschaft. Es ist nicht so beengt wie in Europa, wo schöne Stellplätze Monate oder Jahre im voraus gebucht werden müssen.
Aber auch hier in Südamerika gibt es diese Plätze, die ausgebucht sind. Hier im Torres del Paine sind es die Campingplätze rund um den "W-Trek" und den "O-Trek". Das sind Trekkingrouten, die um die Torres führen – von oben betrachtet beschreibt der eine Trek ein W, der andere ein O ;-)
Gottfried hat vor vielen Monaten versucht, die Campingplätze für den O-Trek zu reservieren. Es war aber so umständlich und mühsam, dass wir uns entschieden hier nur Tageswanderungen zu machen und für eine mehrtägige Trekkingtour etwas anderes auszuwählen.
Sehr gute Entscheidung! Die wunderbare Torres-Kulisse konnten wir auch auf diese Weise genießen und wir waren viel flexibler in der Reise bis hierher. Schließlich mussten wir ja nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt vor Ort sein.
Im Alltag hat man manchmal den Eindruck diese Entscheidungsfreiheit nicht zu haben - aber wenn wir ehrlich zu uns sind, gibt es meistens mehrere Möglichkeiten. Die Frage ist nur immer, ob sie uns gefallen ;-)