Isafjörður und Hornstrandir
In Isafjörður angekommen fanden wir am Hafen doch tatsächlich ein Lokal mit Tischen im Freien. Nachdem es auch noch sonnig und warm war, fühlten wir uns "wie im Sommerurlaub" - hoppla, das waren wir ja auch ;-)
Wir buchten eine Bootsüberfahrt nach Hornstrandir und ließen uns über eine geeignete Trekking-Route beraten. Hornstrandir ist der "nördlichste Finger" der Westfjorde und ein Naturschutzgebiet. Hier fahren keine Autos und es gibt auch wenig Infrastruktur. Die Wanderer können auf meist sehr einfachen Camp-Sites übernachten. In Höfn ist der Campingplatz richtig luxuriös: es gibt Toiletten mit fließendem Wasser und 2 Waschbecken - natürlich mit kaltem Wasser und im Freien - und einen Park-Ranger vor Ort, der zu den Wanderrouten Auskunft gibt. Wir entschieden uns für eine Wanderung vom Veiðileysufjörður im Süden von Hornstrandir nach Höfn. Dort schlugen wir unser Basecamp auf und machten Tageswanderungen, sogenannte Stern-Wanderungen.
Vor unserer Abfahrt "in die Wildnis" gönnten wir uns noch ein Abendessen im Tjöruhusið, einem Restaurant mit unglaublich gutem Fisch-Buffet. Wir hatten Glück, dass es schön warm war, denn natürlich war das Lokal indoor ausgebucht - wir durften aber im Gastgarten sitzen und das Essen genießen.
Die Wanderung mit dem wieder mal schweren Rucksack mit Zelt, dickem Schlafsack und Verpflegung vom Veiðileysufjörður nach Höfn war ziemlich herausfordernd und typisch isländisch. Der Weg startete durch sumpfige Landschaft und war nicht immer als Weg zu erkennen. Nach der ersten halben Stunde hatte ich schon mal nasse und gatschige Schuhe und Socken. Dann ging es steinig weiter - mal mit gut markierten Steinmännchen, mal ohne einen Hinweis, wo es weitergehen könnte. Dank Pfadfinder Gottfried & GPS fanden wir dennoch unseren Weg. 9 Kilometer war der Weg beschrieben - 11 waren es dann letztendlich. Und diese 11 Kilometer auf sehr unebenem Terrain. Müde kamen wir abends um 22 Uhr im Camp in Höfn an. Noch schnell Abendessen und ab ins Zelt.
Kurz vor dem Einschlafen - ich dachte gerade an den nächsten Tag und ein gutes Frühstück mit unserem selbstgemachten Granola und Joghurt - fiel mir siedend heiß ein, dass wir unsere Lebensmittel aus dem Kühlschrank vergessen hatten.
Wir hatten Gott sei dank auch so genügend Lebensmittel mit - dank der Fertigmahlzeiten fürs Wandern. Und wir hatten ausreichend Brot und Granola. Leider ohne Wurst, Käse und Joghurt.
.. naja, es gibt ja auch Menschen die freiwillig eine Kur bei Wasser, Tee und Brot machen und dafür noch viel Geld bezahlen. Bei uns war es zwar nicht freiwillig, aber es war günstig ;-)
Der nächste Tag begrüsste uns mit - wie kann es anders sein - Nebel! Wir wanderten zum Horn und hofften, Polarfüchse zu sehen. Es hieß dass diese hier beobachtet werden können. Gottfried sah die Spuren eines Fuches im Sand und meinte, ich solle diese fotografieren, damit wir schon mal oder zumindest die Spuren auf Foto haben. Ich zückte die Kamera, schaute etwas zur Seite, und blickte direkt in die Augen eines Fuchses, der in 2 Meter Entfernung von uns im Sand lag und uns ansah. Zuerst dachten wir, er wäre krank - bis er sich räkelte, streckte und langsam aufstand. Wir hatten ihn wohl bei seinem Vormittagsschlaf gestört.
Von einer Biologin, die wir einen Tag später kennenlernten, erfuhren wir, dass es hier in der Bucht 9 Fuchspaare gibt und die jungen Füchse nun auch schon unterwegs sind. Da sie die Wanderer gewohnt sind und ihnen keine Gefahr von den Menschen droht, sind sie nicht scheu. Dies ist also die beste Zeit sie zu beobachten.
Die Wanderung zum Horn war lange und stückweise auch anspruchsvoll. Die "schwarzen Wege" sind sehr ausgesetzt und man muss schon aufpassen, wo man hinsteigt. Ausblick hatten wir aufgrund des Nebels leider wenig, dafür sahen wir einige Füchse und Seevögel und viel unberührte Natur.
Unsere zweite Wanderung führte uns vorbei an der "Fuchs-Bay" nach Kirfi. Wir haben diese Bucht für uns so benannt, da hier professionelle Fotografen saßen und die hier ansässige Fuchs-Familie fotografierten. Wir beobachteten von einer Anhöhe einen jungen Fuchs, der vorsichtig nachschaute, was die beiden Fotografen denn da machen, und sich dann hinter ihnen in die Wiese legte und schlief. ;-)
Hier lernten wir auch die isländische Biologin kennen, die die Fotografen begleitete. Sie beschrieb uns den Naturkreislauf in dieser Bucht:
Hier fließt ein Fluss ins Meer. Die Dreizehenmöwen, die aufgrund ihres Gesanges Kittiwake genannt werden, müssen ihre Federn mit diesem Wasser waschen und dann an Land trocknen lassen. Die Füchse liegen im Seegras und warten auf ihre Beute. Unbemerkt bleiben vor allem die dunkelbraunen Füchse, die tatsächlich im Seegras und am dunklen Strand unsichtbar werden. Die hellen Füchse, die im Winter weiß werden, sind nur im hellen Sand und Schnee gut getarnt. Deren Überlebenschancen sind im Winter nicht sehr hoch, da es an Land nicht viel Beute gibt und am Strand kein Schnee liegen bleibt.
Beim Abendessen im Camp hatten wir auch noch Besuch von zwei jungen Polarfüchsen, die in ihrem Revier nach dem Rechten sahen. Unsere Zweifel, hier um diese Zeit keine Füchse zu sehen, war also vollkommen unbegründet!