Parque National Conguillío

Anreise mit Hindernis
Den Tipp in den Nationalpark Conguillío zu fahren, bekamen wir von zwei chilenischen Motorradfahrern, die wir auf der Fähre nach dem Hua Hum Pass kennengelernt hatten. Eine großartige Empfehlung!
Am Parkeingang fanden wir ein Schild: cerrado - die Einfahrt war nur bis 14 Uhr besetzt.
Nachdem wir nicht recht wussten, ob wir trotzdem hineinfahren sollten, spazierten wir zum Rio Truful Truful mit einem netten Wasserfall und einem schönen Ausblick zum Vulkan Llaima mit imposanten Lavafeldern der letzten Eruptionen. Auch dieser Vulkan gehört zu den aktiven Vulkanen in Chile. Aktuell ist die Aktivität jedoch gering.
Regeln in Chile
Wir sahen, wie mehrere Autos - teils mit Anhängern - in den Park fuhren. Die Information, dass die Einfahrt geschlossen ist, machte auf sie sichtlich keinen Eindruck. Somit war die Entscheidung für uns einfach: wir machen' s wie die Chilenen! :-)
Wir fuhren entlang von Lavafeldern und niedrigen Wäldern durch den Park. Zur Laguna Verde führte eine coole Piste über schwarzen Lavasand. Das wäre ein echt toller Stellplatz! Leider sahen wir hier wieder ein Schild: No acampar – nicht Campen.
Also weiter zum Lago Conguillío. Beim See gibt es mehrere Campsites, die alle von einer Rezeption aus vergeben werden. Wir sahen trotz Urlaubszeit noch ein paar wenige freie Plätze und fuhren zur Rezeption, die sich an einem der kleinen Strandabschnitte des Sees befindet. Hier erfuhren wir, dass sie komplett ausgebucht sind und das für die nächsten zwei Wochen, da im Moment Hauptferienzeit in Chile ist.
Also gibt es das doch auch hier in Südamerika: Orte, die weit im Voraus gebucht werden müssen, um einen Platz zu ergattern.
Aber sie hatten eine Lösung für uns: wir sollen uns auf den Parkplatz für Wohnmobile stellen und können für einen Beitrag von umgerechnet 15 Euro die Toiletten und Duschen des Campingplatzes nutzen. Der Wohnmobilstellplatz war zwar nicht sehr schön, aber weiterfahren war für uns auch keine Option - also nahmen wir das Angebot an und richteten uns auf dem Platz, auf dem wir übrigens alleine waren, ein.
Mit Auffahrkeilen zu einer herzlichen Bekanntschaft
Kurz nachdem wir Baghira mithilfe unserer Auffahrkeile geradegerichtet hatten, kam ein chilenisches Paar zu uns geradelt und erkundigte sich nach den Auffahrkeilen - woher wir diese hätten. Sie sprachen auch Englisch, was die Kommunikation erleichterte, und so ergab sich ein netter Plausch bei einem Getränk vor unserem Kab.
Sie erzählten uns, dass sie mit ihrem Wohnmobil sieben Kilometer weiter an der Laguna Captrén stehen. Man dürfe dort auch nicht campieren, aber sie hätten einen Ranger gefragt, ob sie dort über Nacht stehen dürfen, und es wäre kein Problem. Außerdem wäre es ja kein "acampar" ohne das klassische Campingverhalten. Und es wäre "super lindo" - superschön!
Durch unseren langen Austausch war es schon spät geworden und auch kühl. Tere fing an zu frieren und wir gaben ihr eine warme Jacke und Überhose von Claudia. Da wir ohnehin schon beschlossen hatten an die Laguna Captrén zu wechseln, nahm sie es gerne an. 7 Kilometer radeln ist ja doch noch eine schöne Strecke.
Parilla und Heidelbeerpalatschinken an der Laguna Captrén
An der Laguna luden uns Fernando und Tere zu sich in das geräumige Wohnmobil ein.
Tere und Fernando sind aus Talca und Teres Familie hat ein etwas größeres Weingut. Was bedeutet denn "etwas größer" - wie viel Hektar? "Über 300" war die Antwort - die meisten Weingüter hätten so zwischen 50 und 100 Hektar und die ganz großen dann mehrere 1.000. Na gut - das sind andere Dimensionen.
Nachdem es hier so nett war, verbrachten wir auch noch eine zweite Nacht an der Laguna, diesmal mit einer Parilla à la Wallner. Gekocht bzw. gegrillt wurde im und vor dem Kab, und gegessen im Wohnmobil von Tere und Fernando.
Als Nachspeise zauberte Gottfried noch seine berühmten Heidelbeerpalatschinken mit Dulce de Leche.
Tere ist Sängerin und so wurde der Abend mit Gitarre und Gesang beendet - einfach genial! Und sie sang auch ein Geburtstagsständchen für unsere Tochter, die an diesem Tag ihren Geburtstag hatte.
Vielen lieben Dank Tere und Fernando für zwei extrem nette, interessante und lustige Abende - gepaart mit Englisch und Spanisch Übungsstunden :-)
Mirador Sierra Nevada
Im Nationalpark gab es einige nette Wanderwege. Wir entschieden uns für die Wanderung zum Mirador Sierra Nevada.
Sie führte ca. 700 hm auf etwas über 6 km durch Wald und entlang des Bergrückens mit schönem Ausblick auf den Lago Conguillío und den hinter Wolken versteckten Volcáno Llaima. Die Landschaft hier ist geprägt durch die Araukarien - eine Baumart, die aufgrund ihrer speziellen Blätter sofort auffällt.
Hier zu wandern, machte noch zusätzlich Spaß, da wir Unmengen an Wanderer überholten und uns somit richtig fit fühlten ;-)
Auch wenn wir jetzt schon etwas Kondition aufgebaut haben, hatte das aber weniger mit unserer Fitness als mit den anderen Wanderern zu tun. An diesem Tag wanderten unzählige Familien mit Kindern und Großeltern zu diesem Aussichtspunkt. Tapfer mit vielen Pausen kämpften sich viele bis ganz nach oben - und viele schienen nicht so oft auf Berge zu gehen. Hut ab!
Sendero las Araucarias
Bevor wir den Nationalpark verließen, spazierten wir noch den Araukarien-Weg entlang. Hier stehen Araukarien-Giganten.
Die in unserem Reiseführer angeführte "Mutter der Araukarien" mit 1800 Jahren dürfte es aber leider nicht mehr geben.
Was uns die Welt (noch nicht) lehrt.
Der Umgang mit Regeln in den diversen Ländern ist spannend zu beobachten.
In Südamerika haben wir bereits öfter erlebt, dass die Menschen kreative Erklärungen finden, um Vorschriften anders auszulegen – wie beim Campieren an der Laguna Captrén.
Eines ist uns aber über die gesamten drei Monate noch unklar geblieben: Wer hat Vorfahrt an einer Kreuzung ohne Verkehrsschilder und Ampel? "Der Rechtskommende" war es des Öfteren nicht. Als auch eine Mopedfahrerin von links über die Kreuzung schoss, widerlegten wir auch das "Recht des Stärkeren" ..