Alpamayo
Wir genossen den Rasttag am Basecamp, konnten ausschlafen und machten eine kleine Wanderung zur Laguna Arthuay, die 100 hm über dem Camp liegt. Wir spazierten durchs Camp und machten einen Stopp bei der hier beheimateten Familie, die gerade vom Einkaufstrip aus Cashapampa zurückgekommen war. Wir gönnten uns ein Nachmittags-Bier und diesmal gab es für mich sogar einen Chilenischen Rotwein!
Während wir die Sonne genossen, sahen wir, wie eine große Gruppe nach der anderen einmarschierte. Nachdem einige von ihnen ebenfalls vorhatten am nächsten Tag auf das Moraine Camp zu wandern, machten wir uns schon Gedanken darüber, wie eng es im Camp werden würde.
Abends trafen Roia, unser Guide sowie ein Assistent, die Träger und unser Koch ein. Nach kurzer Absprache für den nächsten Tag und einem guten Abendessen gingen wir schlafen, um am nächsten Tag fit zu sein.
Am 30.6. frühstückten wir gemütlich um 8 Uhr, während einer unserer Träger bereits am Weg zum Moraine Camp war, um einen Teil unserer Ausrüstung hochzutragen und wieder zu uns zurückzukehren. Was die Träger hier leisten ist wirklich unglaublich!
Nachdem wir gemütlich unsere Rucksäcke für die nächsten Tage gepackt hatten, machten wir uns mit diesmal doch schwerem Gepäck (Gottfrieds Rucksack hatte über 18 kg, Claudias 15 kg) um 11 Uhr auf den Weg.
Roia ging ein tolles Tempo vor. Gleichmäßig stiegen wir die steilen Kehren empor und schafften doch einen Schnitt von knapp 300hm/Std. Nach ca. 2/3 des Wegs kamen uns Träger entgegen - mit besorgtem, angespannten Ausdruck. Roia unterhielt sich mit ihnen und teilte uns mit, dass es in der Früh kurz vor Sonnenaufgang eine Lawine in der Route "French Direct", die Aufstiegsroute auf den Alpamayo, gab. Der Guide und die Gäste ihrer Gruppe wären verschüttet bzw. teilverschüttet und es gäbe mindestens einen Toten - wir waren geschockt.
Nachdem unsere Träger bereits weitergegangen waren stiegen wir mit Roia - jeder in seine Gedanken versunken - weiter zum Moraine Camp auf, wo unsere Zelte bereits standen. Es war ein traumhafter, windstiller Tag. Alpamayo stand wunderschön leuchtend vor dem tiefblauen Himmel - als wäre nichts geschehen.
Wir setzten uns erstmals bei Tee und Keksen zusammen und beratschlagten was wir weiter tun wollten. Wir wussten, dass eine Gruppe mit einem amerikanischen und einem peruanischen Guide heute zum Highcamp aufgestiegen war. Diese hatten sicherlich geholfen soweit es möglich war. Uns war klar, dass wir oben nicht helfen konnten zumal das Unglück schon 10 Stunden zurück lag und wir noch mindestens 4 Stunden Aufstieg vor uns gehabt hätten. So beschlossen wir am selben Tag wieder abzusteigen, da Santos abends mit seinen Eseln wieder im Camp sein sollte und wir dann am nächsten Tag aus dem Tal hinaus wandern und zurück nach Huaraz fahren konnten.
Zurück im Basecamp trafen wir 2 neuseeländische Bergsteiger, die mit dem amerikanischen Guide aus dem Highcamp per Funkgerät Kontakt herstellen konnten. Sie sprachen von bis zu 4 Personen, die in der Rinne waren. Drei Bergsteiger, unter ihnen ein peruanischer Guide, sollten bei dem Unglück gestorben sein, eine Person dürfte noch unter der Lawine liegen aber ohne jede Überlebenschance. Die beiden Neuseeländer hatten auch speziell Glück - sie wären eigentlich ebenfalls an diesem Morgen auf den Gipfel gestiegen. Einer der beiden hatte jedoch Probleme mit dem Magen und daher verschoben sie den Aufstieg um einen Tag. Die beiden feiern nun am 30.6. ihren 2ten Geburtstag...
Wir gedenken den Verstorbenen und sind in unseren Gedanken bei ihren Familien und Freunden!
Die Berge geben uns Bergsteigern sehr viel. Die Schönheit der Landschaften und die Energie hier oben ist einfach unbeschreiblich! Das ist der Grund weshalb wir auch unter extremen Bedingungen unsere Touren machen und Gipfel erklimmen. Ein Unglück wie dieses macht nachdenklich - dennoch werden wir weiter Berge besteigen, die Natur genießen und so gut es geht für unsere Sicherheit sorgen. Unser Ziel ist es selbstverständlich, das Risiko so gering wie möglich zu halten - aber so wie in anderen Bereichen auch - es bleibt ein Restrisiko...
Am 1.7. wanderten wir die ca. 25 km vom Basecamp und in weiterer Folge entlang des Santa Cruz Trek´s nach Cashapampa. Die Landschaft hier ist wunderschön und abwechslungsreich. Von Waldstücken über trockene, sandige Pfade im fast ausgetrockneten Flussbett wanderten wir durch Wiesenlandschaften und schließlich entlang des Flusses hinunter nach Cashapampa. Nach 7 Stunden und 1400 hm im Abstieg kamen wir müde und mit schmerzenden Füßen an und genossen in einem schattigen Lokal mit unserer Crew Cusqueña und Cola während wir auf unser Taxi warteten. Wir planten die weiteren Tage und entschieden uns dann, nach einem Rasttag den Vallunaraju, den Hausberg von Huaraz, zu besteigen. Diese Tour dauert 2 Tage und ermöglicht uns eine gute Akklimatisation für unsere zweite Expedition auf den Huascaran. Außerdem passt er genau in unser Zeitfenster, denn am 13.7. müssen wir spätestens in Lima sein um unser Sightseeing Programm in Peru fortsetzen zu können.